Gespinstmotte oder Eichenprozessionsspinner

WeMeiden sie befallene Bäume, aber lassen sie der Natur ihren freien Lauf. Die chemische Keule sollte vermieden werden

Harmlos oder gefährlich? Nur was ist was?

In den letzten Tagen häufen sich die Meldungen und Anrufe bei der Verbandsgemeinde und den Umweltbeauftragten, das Bäume und Büsche von seltsamen Raupen befallen sind. Sofort denkt man an die Schreckensmeldungen über die Raupe des Eichenprozessionsspinners aus den vergangenen Jahren und die damit verbundenen Gefahren. Aber meistens ist es nur ein Fehlalarm und es handelt sich um die harmlose Raupe der Gespinstmotte. Wie kann man aber die beiden Raupen voneinander unterscheiden? Hier eine kleine Hilfestellung.

Die Gespinstmotte ist völlig harmlos.

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Die Raupen der in Mitteleuropa mit 74 Arten vertretenen Gespinst- und Knospenmotten sorgen im Frühsommer regelmäßig für Aufsehen und fragende Gesichter. Spaziergänger und Gartenbesitzern verfallen sofort in Panik und greifen nach der chemischen Keule. Die Raupen der Gespinstmotte entwickeln sich insbesondere auf Wildgehölzen wie beispielsweise  Weißdorn, Schlehdorn, Traubenkirschen, Weiden sowie auf Obstgehölzen wie etwa Apfel, Kirschen und Pflaumen.

Die Raupen fressen die entsprechenden Pflanzen kahl und hüllen sie in dichte weiß-silbrig glänzende Netze ein, die gespenstische Szenarien bilden. Entgegen allem Anschein sind die Raupen allerdings absolut harmlos für Mensch und Tier, da sie über keine Brennhaare verfügen. Selbst die befallenen Pflanzen erholen sich schnell wieder, den Büschen macht der Kahlfraß recht wenig. Ende Juni treiben die Bäume und Büsche mit dem sogenannten Johannistrieb wieder neu aus. Dem Massenbefall kann zudem durchaus auch etwas Positives abgewonnen werden, denn gerade Singvögel verzehren die eiweißreichen Raupen sehr gerne – auch wenn sie nicht gegen die Mengen ankommen.

Der Eichenprozessionsspinner hat gefährliche Brennhaare

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Die Raupen des Eichenprozessionsspinners finden sich hauptsächlich an Eichen. Selten, aber in starken Befalls-Jahren, auch an anderen Bäumen, insbesondere an der Hainbuche.

Der Name Eichenprozessionsspinner geht auf die Eigenart dieser Raupen zurück, die in geselligen Gruppen leben und während der Nahrungssuche als Verband, von bis zu 100 Tieren, hintereinander herziehen. Die Raupen sind ein massiver Schädling für ihre Wirtsbäume. Sie fressen die gesamte Gewebefläche der Blätter und sorgen so oftmals für völligen Kahlschlag. Bei mehrjährigem starkem Auftreten kann der Baum direkt oder durch Folgeerscheinungen geschädigt werden. Bekannt ist der Eichenprozessionsspinner auf Grund der von seinen Raupen ausgehenden Gesundheitsgefährdung. Deren winzige Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhäute ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest. Sie können dann Quaddeln, schwere Entzündungen oder Knötchen auslösen. Diese Hautreaktionen halten ohne Behandlung oft ein bis zwei Wochen an und betreffen zumeist alle unbedeckten (ungeschützten) Bereiche. Sie können darüber hinaus zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. Begleitend treten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung auf. In Einzelfällen neigen überempfindliche Personen zu allergischen Schockreaktionen. Die Brennhaare der Raupe brechen leicht auf und werden bei günstiger Witterung durch Luftströmungen über weite Strecken getragen. Sie sind außerordentlich widerstandfähig und reichern sich über mehrere Jahre in der Umgebung an, besonders im Unterholz und im Bodenbewuchs. An Kleidung und Schuhen haftende Härchen lösen bei Berührungen stets neue toxische Reaktionen aus.

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So können Sie sich schützen

• Meiden sie befallene Bäume und Büsche, lassen sie der Natur ihren freien Lauf!
• Weder Raupen noch Gespinste anrühren/anfassen.
• Hautbereiche schützen, bei Wind in der Nähe der befallenen Bäume  Fenster zu.
• Sofortiger Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung nach (möglichem) Kontakt mit Raupenhaaren (Autofahren durch einen befallenen Bereich)

Sollte durch die Raupen des Eichenprozessionsspinners eine Gefahr ausgehen z.B. Gespinde in der Nähe von Schulen oder Kita´s dann informieren sie die Verbandsgemeinde.

Rolf Koch

Umweltbeauftragter der Verbandsgemeinde Westerburg

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